Die Flachgauer Nachrichten berichten in Ihrer Ausgabe vom 4.2.2016 über das Anifer Seniorenwohnhaus:

Weil beim Einbau der neuen Wasserleitungen im Anifer Seniorenheim 88 Ventile vergessen wurden, müssen die Leitungen wöchentlich mit bis zu 15.000 Litern heißem Wasser gespült werden.

Georg FinkAnif. In einer Bürgerbefragung im November 2009 hatten sich 63 Prozent der Anifer für den Umbau des bestehenden Seniorenheims ausgesprochen und damit die Linie des damaligen Bürgermeisters Hans Krüger unterstützt. Wegen des Konflikts in der Gemeindevertretung hatte sich Krüger mit einer eigenen Liste von der ÖVP abgespalten.

Jetzt, drei Jahre nach Eröffnung des umgebauten und generalsanierten Hauses, sorgen Probleme mit der neuen Wasserleitung für Aufregung. Seitdem im Juni 2014 erstmals eine Keimbelastung festgestellt worden war, müssen die Leitungen zwei Mal wöchentlich mit 8000 bis 15.000 Litern heißem Wasser gespült werden, um die Ausbreitung von Legionellen zu verhindern.

„Es hat nie eine Gesundheitsgefährdung gegeben. Die ausführende Firma hat die Anlage leider nicht Ö-Norm-konform ausgeführt, jetzt müssen nachträglich 88 Ventile eingebaut werden“, berichtet Bürgermeisterin Gabriella Gehmacher-Leitner (Liste Krüger). Man bemühe sich seit Bekanntwerden um die Behebung der Probleme, habe dazu auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet. „Ein erster Sanierungsplan hat leider wieder nicht der Ö-Norm entsprochen und wurde deshalb abgelehnt“, so Gehmacher-Leitner. Probleme gibt es auch mit der Solaranlage, die nicht den nötigen Wirkungsgrad erreicht. Das könnte damit zusammenhängen, dass im Leitungssystem derzeit mit einer erhöhten Betriebstemperatur von 70 Grad Celsius gefahren wird.

Vergangene Woche wurde nun im Anifer Bauausschuss die Anschaffung von temperaturgesteuerten Ventilen einstimmig beschlossen. Der Einbau soll bis zum Sommer erfolgen. Im Anifer Budget sind dafür bereits 50.000 Euro veranschlagt. Bgm. Gehmacher-Leitner: „Die Ventile hätten wir ohnehin bezahlen müssen, den entstandenen Schaden muss aber die Haftpflichtversicherung des Unternehmens tragen.“ Die Angelegenheit werde sachlich abgewickelt und hätte auch bei einem Neubau passieren können. Sie verstehe die politisch motivierte Kritik von ÖVP und SPÖ nicht.

Michael Stock von der ÖVP verwehrt sich gegen den Vorwurf. „Das ist kein Politikum. Wichtig ist, dass die Angelegenheit ausreichend schnell erledigt wird, und das kann man nach knapp zwei Jahren nicht behaupten.“ Er befürchtet, dass nicht nur die Ventile getauscht, sondern auch die Bäder saniert werden müssen. „Wichtig ist, dass schnell, mit Nachdruck und nachhaltig gearbeitet wird.“ Unbestritten sei, dass es keine Gesundheitsgefährdung der Bewohner des Seniorenheims gegeben habe.

Für den SPÖ-Ortsvorsitzenden Anton Wallinger steht im Vordergrund, dass der Umbau des Anifer Seniorenheims ähnlich viel gekostet habe wie ein Neubau, die Investitionen aber noch immer nicht abgeschlossen sind. „Ob die Leitungsprobleme bei einem Neubau auch aufgetreten wären, sei dahingestellt. Jetzt müssen für die neue Küche noch einmal 600.000 Euro ausgegeben werden und für 2025 ist die Sanierung des Daches vorgesehen“, so Wallinger. Ein wesentliches Argument bei der Bürgerbefragung sei gewesen, dass der Umbau um zwei Millionen Euro billiger komme als der Neubau auf der grünen Wiese.

Bürgermeisterin Gabriella Gehmacher-Leitner rechnet vor, dass der Umbau auch unter Einbeziehung der Küchenerneuerung, der Dachsanierung und nach Abzug der GAF-Mittel von rund einer Million Euro die Gemeinde noch immer um mindestens 464.000 Euro billiger komme als ein Neubau. Unter Berücksichtigung des Baupreisindex von 2008 bis 2013 ergebe sich sogar eine Ersparnis von 1,364 Millionen Euro. „Die Küche könnte auch billiger werden. Sie ist eine wichtige Investition, weil damit auch der Kindergarten, die Krabbelgruppe und der Hort mit Essen versorgt werden. Wir beteiligen uns an einem Programm zur gesunden Ernährung von AVOS“, so Gehmacher-Leitner. „Das ist eine Schönrechnerei“, kritisiert Anton Wallinger. „Ein Neubau hätte nicht länger als eineinhalb Jahre gedauert und auch die GAF-Mittel sind ja Steuergelder.“ Wenig Freude bereitet Bürgermeisterin Gabriella Gehmacher-Leitner derzeit auch eine Absage der Salzburg AG. Der Energieversorger wird aus wirtschaftlichen Gründen kein Fernwärmenetz in Anif errichten. Durch die Tochtergesellschaft Salzburg Netz GmbH sollte auch die Wohnanlage Generationendorf Lasseregg angeschlossen werden. Wegen der geplanten Fernwärmeanbindung hatte es vom Land entsprechende Punkte für die Wohnbauförderung gegeben. Jetzt wird an einem alternativen Heizkonzept gearbeitet. „Den Bewohnern und der Gemeinde dürfen jedenfalls keine zusätzlichen Kosten entstehen“, betont die Bürgermeisterin. Diese müsste die Salzburg Netz GmbH tragen. Derzeit wird die Wohnanlage durch eine provisorische Gasheizung mit Wärme versorgt.